Ich habe lange mit mir gerungen. Innerliche Kämpfe durchgestanden. Mein Teufelchen auf der einen Schulter immer wieder in seine Grenzen verwiesen und ihm gesagt, er soll gefälligst die Klappe halten. Und letztendlich habe ich den Kampf gegen das Haben-Wollen verloren… und am Ende doch gewonnen.
Viele Jahre habe ich mit der Nikon D3000 fotografiert und war glücklich damit. Als blutiger Anfänger sollte man auch wirklich nicht übertreiben mit der finanziellen Investition, denn schließlich muss man auch erst einmal heraus finden, wie stark einen die Fotografie als Hobby wirklich fesseln wird. Das kann ich wirklich nur jedem empfehlen, denn Fotografie als Hobby ist ein geldverschlingendes Monster. Allein an weiterem Equipment kommt da schnell noch viel mehr zusammen, als man je vorhatte, auszugeben. Und es ist nie genug!
Es bringt also nichts, wenn man nen Sack voll Kohle ausgibt, für ein Interesse, welches möglicherweise schnell wieder abebbt. Es sei denn, Du bist Dagobert Duck und hast nen Swimmingpool voller Taler im Keller. Dann schlag direkt richtig zu. Allen anderen empfehle ich, sich erst einmal heran zu tasten, denn die „kleinen“ Consumer DSLRs sind heutzutage inzwischen wirklich super. Falsch macht man damit jedenfalls nichts, denn die heutigen APS-C-Sensoren können eine ganze Menge im Vergleich zu früher.
Um ehrlich zu sein lag meine „kleine“ DSLR für damals immer noch teure 459 Euro das erste Jahr fast nur im Schrank. Das war 2009. Glaub ich. Ich hatte dafür mein gesamtes Restgehalt in diesem speziellen Monat vom Konto gekratzt und meinem damaligen Freund frech um die Ohren geschmettert, dass er mich dann eben den Rest des Monats mit durchfüttern müsse. Das tat er auch… Im Gegenzug musste ich mir oft anhören, warum ich denn nun nicht fotografieren würde, ich hätte doch jetzt so eine tolle Kamera. Doch so ganz fand ich den Zugang noch nicht. Und dachte oft daran, wie viel Geld da nun ungenutzt auf meinem Regal herum lag und ob diese Ausgabe wirklich hatte sein müssen.
Irgendwas änderte sich irgendwann und plötzlich war mein Fotofieber entfacht.
Ich kann mich an kein spezielles Schlüsselerlebnis erinnern, nur daran, dass ich auf einmal eine neue Liebe entdeckt hatte. Im Nachhinein betrachtet waren die damaligen 459 Euro die beste Investition, die ich bis dahin je getätigt hatte. Ich habe die Kamera bis auf’s Blut strapaziert und spätestens mit Beginn meines 365 Tage Projekts plötzlich auch immer mit in der Tasche gehabt. Das war damals mal der größte Einwand gegen eine Spiegelreflex-Kamera: Bille, eine DSLR ist so groß, die nimmt man nicht mal eben mit. Und ich habe genau das lange getan. Die Kamera eben nicht mitgenommen. Inzwischen habe ich mich an das extra Gewicht so sehr gewöhnt, dass ich mich fast schon nackt fühle, wenn keine DSLR in meiner Tasche steckt.
Ich habe viele Fotos mit der D3000 gemacht und bin wirklich oft an die Grenzen gestoßen. Ich schob es (natürlich) erst immer auf die Kamera, dann irgendwann auf mein fehlendes Können, dann wieder auf die Kamera. 2009 waren die Sensoren auch technisch noch nicht so ausgereift, wie es die heutigen APS-C Sensoren sind. Das merkte ich besonders bei Fotos, die ich bei schlechten Lichtverhältnissen machen wollte. Entweder waren die Bilder ohnehin zu dunkel oder so stark verrauscht, dass ich am liebsten kotzen wollte… oder ich musste den Blitz einschalten und tötete damit gleichzeitig jede Atmosphäre und Stimmung.
Das Rauschen war ab ISO 400 einfach nicht zu ertragen. Ein bisschen Körnung finde ich ja sogar ganz schön, aber „ein bisschen Rauschen“ war das hier nicht. Ich kaufte mir einen Aufsteckblitz als Abhilfe, benutzte ihn jedoch kaum. Noch mehr Gewicht. Irks. Irgendwann hatte ich mich der Technik ergeben und einfach akzeptiert, dass manche Bilder mich mit dieser kleinen Kamera einfach nicht zufrieden stellen würden.
Und währenddessen keimte leise, still und heimlich in mir der Wunsch nach einer Vollformatkamera heran, den ich lange zu ignorieren versuchte. Ich meine, hey, so eine Vollformatkamera kostet auch ne ganze Menge. Das will gut überlegt sein. Über die Jahre habe ich allerdings auch gemerkt, dass ich es gern sehr einfach mag. Warum 1000 Dinge mit mir rumschleppen, wenn ich mit 1-2 technischen Gadgets die gleichen Ergebnisse erzielen kann?
Welche Vorteile hat nun eine Vollformat DSLR?
Ich habe lange überlegt, ob die Vorteile einer Vollformat DSLR wirklich so groß wären, dass sich um die 2.000 Euro für mich wirklich lohnen würden. Irgendwann war das Teufelchen in mir aber so stark, dass ich gar nicht mehr ans Überlegen kam, sondern spontan einem Impuls nachgab und einfach zuschlug. Dabei wollte ich nur mal anfassen. Nur mal schauen, wie sie sich anfühlt. Die neue D750. Und ehe ich mich versah, hatte ich schon meine Kreditkarte gezückt.
Klar, eine Vollformat Kamera hat einen größeren Sensor, das muss man kaum als Plus erwähnen. Da passen jede Menge mehr Informationen drauf als auf den Sensor meiner kleine Nikon D3000. Und mehr Informationen im Ausgangsmaterial bedeuten mehr Möglichkeiten, das Optimum aus seinen Bildern heraus holen zu können. Weil eben einfach mehr Daten im Rohformat vorhanden sind, die Anpassungen nachher sehr einfach machen, ohne dass die feinen, aber oft sehr wichtigen Details bei der Bearbeitung verloren gehen. Wie hier z. B. die feinen Härchen an der Pferde-Schnute.
Außerdem hatte meine kleine Kamera gerade mal 10 MP und die D750 kam nun mit 24,3 MP daher. Das ist in dem Bereich schon ein enormer Unterschied, den man den Bildern sofort ansieht. Sie sind schärfer und detailreicher. Sicher gibt es Kameras, die noch mehr Megapixel auf die Waage werfen, aber (noch) brauche ich das nicht. Wer weiß, ob sich das irgendwann ändern wird. Aber das dauert sicher nochmal ein paar Jahre.
Ein für mich auch wichtiger Punkt war zudem der schwenkbare Monitor. Er lässt sich nach oben klappen, sodass man aus Bodennähe wunderbare tolle Aufnahmen aus einem mal anderen Blickwinkel fotografieren kann, ohne dass man sich den Hals verrenken oder blind knipsen muss.
Doch der absolute Megavorteil ist das Rauschverhalten der D750. Die Kamera hat einen neu entwickelten FX-Sensor, der selbst bei hohen ISO-Werten fantastisch rauscharme Bilder macht. Und das Sahnehäubchen oben drauf ist die Fähigkeit des Sensors, auch in der dunkelsten Stube schnell und präzise zu fokussieren. Diese beiden Dinge waren mit der alten Kamera für mich immer ein Krampf; der Frust gehört nun der Vergangenheit an. Ich hatte mir viel von der Nikon D750 versprochen, doch dass sie so endlos gut sein würde, damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich bin jedoch davon überzeugt, dass genau das die Vorteile einer jeden Vollformat-Kamera sind.
Die Feuerprobe hatte ich letzten Freitag, als ich spontan auf einer Party in einem dunklen Kellerloch gelandet bin. Ich habe die Kamera auf Herz und Nieren getestet und war wirklich erstaunt, wie gut sie mit den wirklich verdammt schwierigen Lichtverhältnissen klar gekommen ist. Ein paar Mal wollte der Autofokus nicht so, wie ich es wollte, aber das kann ich an einer Hand abzählen und ist somit absolut zu vernachlässigen. Selten hat mich Fotografieren bei Nacht bzw. auf einer Party glücklicher gemacht, als an diesem Abend mit der neuen Kamera.
Was meinst Du? Habe ich mein Geld zum Fenster raus geworfen oder können sich die Bilder sehen lassen? Ich freue mich auf Deine Meinung.
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Hallo Bille,
ich bin der festen Meinung, dass gute Bilder das Werk des Fotografen hinter der Kamera sind. Du wirst sicherlich keine besseren Bilder machen, nur weil Du eine Vollformatkamera hast.
Du hast sicherlich viel mehr technische Möglichkeiten und Reserven, ob dadurch besser Bilder entstehen stelle ich mal in Frage. Meine provokante Antwort auf deine Frage: Nein :)
Weiterhin, so ging es zumindest mir beim Kauf der D800, kannst du fast den kompletten Objektivpark, der an der Crop Nikon gut funktioniert hat in die Tonne treten. Der Vollformatsensor der D750 verlangt nach Linsen und nicht nach Scherben ;-)
Just my two cents ….
Martin
Hey Martin,
ja klar. Grundsätzlich gebe ich Dir Recht, der Fotograf macht die Bilder, nicht die Kamera. Hier kommt es aber auch drauf an wie man „besser“ definiert. Mein Stil und Können oder Nicht-Können wird sich nicht von heut auf morgen ändern. Aber, und das sagst Du ja selbst: man hat mehr technische Möglichkeiten und der Output wird qualitätsmässig besser. Nachtbilder waren für mich zuvor fast nie zufriedenstellend – die Gründe habe ich beschrieben. Das sieht nun anders aus.
Bzgl. der Objektive: ich nutze ausschließlich das 50er 1.8 – und das ist eine Vollformat Linse. Die „Scherben“ nutze ich aus den von dir genannten Gründen an der D750 nicht. Da sind wir uns einig. ;)))
LG, Bille
Hallo, ich habe ebenfalls von DX (D7000) auf die D750 gewechselt und bin bisher sehr zufrieden.
Ein sehr grosser und heller Sucher, tolle High-ISO-Performance, das bessere Freistellpotenzial, höhere Auflösung, helleres und klappbares Display, neuer Grafikprozessor, modernerer Sensor, ein AF-Modul das selbst nachts noch funktioniert…für mich hat sich der Wechsel gelohnt.
Ich finde auch das Angebot an FX-Objektiven ist einfach grösser und besser.
Ich nutze das 50mm 1.4g.
Ich habe hier aufwendig einen Kommentar geschrieben, der nun einfach nicht freigeschaltet wird bzw.
nicht sichtbar wird … was soll das? Gruss Marco
Hey Marco, dein Kommentar ist doch da. ;) übersehen? LG, Bille
Hallo Bille, stimmt. Jetzt auf einmal ist er wieder da. Danke & Gruss Marco
ps. meine Fotos findest du unter
https://www.flickr.com/photos/125166353@N03/