Stadtkinder in der Wildnis
Hallo ihr Hübschen,
wenn ihr meinen Blog bisher verfolgt habt und mich ein wenig besser kennt, dann wisst ihr, wie ich diesen Artikel beginnen werde und auch beginnen muss. Nämlich so:
WUUUÄÄÄÄÄH!!!! Mir tut aaaalles weeeeeh!
Was anderes darf hier in der Einleitung auch gar nicht stehen, denn ich war wandern. Wandern im Okertal im schönen Harz in Niedersachsen. Todesmutig habe ich mich gemeinsam mit 5 Freunden in diese gefährliche Wildnis gewagt. Ohne Wanderschuhe! Ohne Kondition! Die meiste Zeit auch ohne Plan (hä? wo müssen wir überhaupt lang?!) und vor allem ohne Handynetz. Meine Güte, was da alles hätte passieren können. Wir waren völlig von der Außenwelt abgeschnitten und mittendrin im Anfang eines jeden schlechten Horrorfilms: Eine Gruppe Jugendlicher *hust* macht einen Ausflug, fährt in den Wald, verläuft sich, einer tritt in eine Bärenfalle/bricht sich ein Bein/stürzt den Abhang runter/geht verloren und dann gibt es zu allem Übel echt kein Handynetz mehr, mit dem man Hilfe rufen oder navigieren könnte. Total irre und lebensmüde sowas. Und heldenhaft! Ha!
Naja, zumindest fühlten wir uns wie die letzten Helden, denn immerhin ist es uns mindestens so ähnlich ergangen. Und jetzt kommt das Beste: wir hatten währenddessen sogar (fast) durchweg Spaß und haben doch tatsächlich alle – wenn auch knapp – überlebt. Der helle Wahnsinn! Der irre Axtmörder hatte wohl sein freies Wochenende. ;-)
Aber von Anfang an:
Freitag Abend ging es nach der Arbeit mit Sack und Pack und guter Laune los nach Goslar in Niedersachsen. Wir hatten uns dort Zimmer in einer kleinen, privaten Pension gemietet und wollten ganz seriös und entspannt am Abend dort ankommen, gemütlich etwas essen und noch ein wenig klönen und relativ früh ins Bettchen gehen, damit wir am Samstag Morgen völlig ausgeruht auf Wanderschaft gehen konnten. Wer mich und vor allem meine Freunde etwas besser kennt, den höre ich an dieser Stelle schon unken: Seriös und früh ins Bett, ja ne is‘ klar! Ich bin mir sicher, wir haben selbst nicht an unseren Plan geglaubt, aber er hörte sich zumindest gut an.
Schon auf der Fahrt wurde dieser besagte „Plan“ dadurch durchkreuzt, dass wir herausfanden, dass in Goslar Schützenfest und Kirmes war. Also, das konnten wir uns nun wirklich nicht entgehen lassen! Und Pläne sind irgendwie ja auch dazu da, sie mit Schmackes umzuwerfen und einfach durch neue, oder besser noch durch Spontanität zu ersetzen! ;-)
In Goslar angekommen haben wir fix unsere Sachen in die Zimmer geworfen und sind dann mit dem Taxi ab zur Kirmes, um das Feuerwerk zu sehen, uns vollzufuttern, Karussell zu fahren, Bier zu trinken und viel zu lachen. Hättet ihr sicher nicht anders gemacht, oder? Wusstest ihr übrigens, dass es in Goslar mit etwa 43.000 Einwohnern gerade mal 18 Taxen gibt? Man braucht also jede Menge Geduld, wenn man nicht unbedingt nach Hause laufen will. Das kam für uns auch gar nicht in Frage, denn dazu war es 1. etwas zu weit und 2. nahm uns die Aussicht auf den nächsten Tag die Entscheidung ‚warten oder laufen‚ ziemlich einfach ab. So ist es etwas später geworden und völlig aufgekratzt waren wir am Ende gezwungen, noch einen kleinen Schlummertrunk zu uns nehmen; uns blieb gar nichts anderes übrig nach einem solch spannendem Abend auf dem Goslaer Schützenfest. ^^ Die letzten von uns (also auch – tiriliii – ich!) sind dann so gegen ca. 3:00 Uhr nachts ins Bett getaumelt. Frühstück gab es ganz seriös um 8:30 Uhr! 8-O Das ging ja schon gut los!
(Übrigens, falls ihr mal ein Zimmer in Goslar braucht: Gästehaus Fricke, Ziegenstraße 7. 25 Euro/Person/Nacht im DZ inkl. super Frühstück und vor allem Gartennutzung! Toll!)
Wir starteten am Samstag nicht unbedingt ausgeschlafen, aber hoch motiviert am Waldhotel in Oker. Die ausgesuchte Strecke ist ungefähr 10 km lang und führte uns die meiste Zeit über mindestens ausgetretene, wenn nicht sogar gut befestigte Wanderpfade, teilweise aber auch über Stock und Stein, zum höchsten Punkt hinauf, nämlich dem Kästehaus auf den Kästeklippen.
Ok, wir haben einen kleinen Umweg genommen und sind an einer Stelle offenbar auf den Turnschuh-ungeeigneten Weg geraten und mussten dann auf der falschen Seite der Oker weiter wandern. Dadurch mussten wir querfeldein durch den wilden Wald Hänge hinauf und hinunter klettern, über Wurzeln stolpern und auf losem Erdreich wandern (oder auch fallen) und am Ende des „Weges“ hatten wir keine andere Wahl, als den reißenden Fluss von Steinchen zu Steinchen hüpfend krabbelnd zu überqueren!
Ok, ich geb‘ zu, das sieht jetzt nicht sooo imposant aus, aber vor lauter Schreck habe ich unsere wilden Stromschnellen nicht fotografiert. Vielleicht wirkt das folgende Bild ein wenig eindrucksvoller? ;-)
Na jedenfalls: Auf der anderen Seite mehr oder weniger heil angekommen konnten wir uns dann wieder entspannen, denn wir hatten lebend auf den eigentlichen Wanderweg zurück gefunden. Für einen kurzen Moment fanden wir den Weg fernab der eigentlichen Route wohl alle ein wenig zu riskant. Auf unserem ungewollten Abstecher in die Tiefen des Okertals hat sich glaub ich jeder von uns eine kleinere oder größere Kriegsverletzung eingefangen oder mindestens klatschnasse Füße / Schuhe kassiert. Ich war dann diejenige, die den Hang lieber auf dem Arsch hinunter geschliddert ist und die nächsten Tage ein buntes Souvenir durch den Sommer tragen darf. ^^
Und wenn wir dachten, dass wir den schwierigsten Teil schon hinter uns hatten, wurden wir schnell eines Besseren belehrt, denn der wirklich harte und irre steile Teil kam erst noch. Nach 5 Stunden Gekraxel und Gekeuche sind wir endlich ganz oben am Kästehaus angekommen und haben unsere abgewanderten Kalorien im Nullkommanix wieder aufgefüllt. Leute, wandern macht ja soooo wahnsinnig hungrig. Jammi, haben wir reingehauen.
Frisch gestärkt haben wir uns anschließend gegen das zunächst favorisierte Taxi entschieden (das darf man eigentlich gar nicht erzählen, aber wir waren für den Moment wirklich so fix und alle, dass wir ernsthaft in Erwägung gezogen hatten, uns auf’m Berg abholen und „nach Hause“ fahren zu lassen^^) und sind auf der anderen Seite des Berges einen wunderbar einfach zu laufenden Weg schnurstracks wieder nach unten „spaziert“. Im Vergleich zu den vorigen 5 Stunden war der Rückweg wirklich ein Spaziergang.
Und das sind wir nun, wir wagemutigen Helden (von links nach rechts: Jochen, moi, Tim, Alex, Heinz unser Anführer und die kleine Inge):
Anbei noch ein paar Bilder, die ich einfach unkommentiert wirken lassen möchte. Nur soviel noch: ich hatte meine Nikon D3000 mit Standardobjektiv dabei und zusätzlich mein 70-200 Nikon Teleobjektiv. Clever, wie ich bin, hatte ich keine Lust, beide Objektive mitzuschleppen und entschied mich, tadaaaa, für das Tele! Definitiv die falsche Wahl, denn dadurch konnte ich leider mit der DSLR die gewaltige Wucht der Natur nicht im „Großen und Ganzen“, sondern nur ausschnittweise fotografieren (ich war einfach immer zu nah dran, grml) und musste so bei vielen Bildern auf mein iPhone zurück greifen. Irgendwie hatte ich wohl die irrwitzige Hoffnung, wilde Wölfe und Bären oder Füchse (oder zumindest Vögel, mensch!) zu entdecken und aus sicherer Entfernung im CloseUp fotografieren zu können. Kchihi. Leider wurde es dann doch nur eine Ziege!
Dennoch, finde ich, sind die Bilder ganz gut geworden und ich werde bei der nächsten Gelegenheit sicherlich eine bessere Objektivwahl treffen. Lektion gelernt! Aber schaut selbst:
Danke nochmal an die tolle Truppe, es war wundervoll mit euch! Und wenn sich unsere müden Knochen von den Strapazen und Blessuren erholt haben, werden wir sicherlich noch einmal eine Wanderung machen. Kennt ihr weitere, tolle Wanderrouten, vielleicht in NRW?
So und nun muss ich aber wirklich ins Bettchen. Gute Nacht! ♥
Supergeiler Bericht!!! hahaha… Toll gemacht
Dankeeee. Allein das Schreiben hat mir nochmal mindestens genauso viel Spaß gemacht, wie das Wochenende selbst. :)
GEILOOOOOOOOOOOO!!!!!!!!!
Bille das ist echt toll.
Danke, Jochen! :) Auch für das schöne Wochenende mit euch, DAS war nämlich toll! ♥
Hallo Bille,
super lustiger und mitfühlender Bericht- mir würde es genauso ergehen- ich führ lieber Taxi :)
Lieben Dank :) Wir haben auch wirklich mit uns gerungen, aber es hat sich dann doch gelohnt zu laufen.