Ich bin wirklich ungeduldig. Es kann mir nie schnell genug gehen und lange Vorbereitungen hasse ich auch. Es kann auch vorkommen, dass ich meine Meinung wieder ändere, wenn ich zuviel Zeit zum Nachdenken habe. Meine Idee wieder blöd finde, meine Pläne wieder umwerfe. 

Ungeduld ist Dein Feind. 

Mein ganz persönliches Problem: Bin ich ungeduldig, werde ich hibbelig. Dann denke ich auch zuviel über das Thema der Wahl nach. Und ja, ich werde dann auch schon mal wieder unsicher. Und noch mal ja: ich kämpfe oft dagegen an, aber oft verliere ich diesen Kampf noch. 

Das ist auch einer der Gründe, warum meine Freunde mir gerade mal 4 Tage Zeit ließen zwischen meinem Geburtstag & Abflug, als sie mir einen Kurztrip nach Irland schenkten. Meine erste Reise allein. Ich hätte ja wieder Muffensausen bekommen können, hätte womöglich zu viel darüber nachgedacht, dass es alleine vielleicht doch blöd werden könnte.  

Doch so wurde ich ins kalte Wasser geworfen… und erlebte am Ende eine meiner wundervollsten Reisen, die mich nachhaltig verändern sollte. Wie es im Einzelnen für mich war kannst Du in meinem 3-teiligen Bericht nachlesen: Der Cliff Walk (von Greystones nach Bray), Glendalough und ein Tag in Dublin

Wenn man so ungeduldig ist wie ich, dann ist speziell das Fotografieren immer wieder eine besondere Herausforderung. Ich habe schon oft eine Foto vergeigt oder gar nicht erst geschossen, weil ich es über meine Ungeduld entweder versaut habe oder aber meine Idee wieder kaputt gedacht habe. Aber ich lerne, geduldiger zu sein. Mit jedem Bild, dass ich aufgrund meine Schwäche verkackt habe. 

Besonders in Irland hatte ich ein paar wundervolle, geduldige Momente. Wie zum Beispiel diesen hier, als ich in Glendalough in Wicklow ewig lang an diesem Fluß stand, um eine Langzeitbelichtung des Wassers hinzubekommen. 

Langzeitbelichtung in Glendalough, Irland

Einfach mal einen Gang raus nehmen. 

Knipst Du zu schnell, verwackelst Du. Oder nutzt die falschen Einstellungen an der Kamera. Oft sitzt auch der Fokus an der falschen Stelle und das Bild ist einfach schlecht. Die Motive sind möglicherweise beliebig, nichtssagend. Oder Du bekommst Dein Motiv in der Schnelle nicht vor die Kamera. Ich denke da zum Beispiel an Tierfotografie. Oder auch an die Streetfotografie. Kinder!

Richtig blöd wird es, wenn Du in der Hektik am geilsten Detail vorbei guckst oder den Ausschnitt völlig banane gewählt hast und Dich dann ärgerst, Dir keine Zeit gelassen zu haben, um genauer hinzuschauen und so die Chance auf ein mega Foto verpasst hast. Im Urlaub zum Beispiel. An Orten eben, an denen Du so schnell nicht wieder sein wirst. 

Und zuhause schaust Du dann auf Deine Ausbeute und bist wegen all der Patzer frustriert und siehst Dinge am Rande oder im Hintergrund des Bildes, die Dir aus einer anderen Perspektive oder mit etwas mehr Fokussierung ein Knallerbild eingebracht hätten. Ist mir alles schon passiert. Und passiert mir immer noch. 

Spontan ist super. Aber Vorbereitung manchmal besser. 

Hast Du eine bestimmte Idee im Kopf brauchst Du Geduld, Ruhe und auch Ausdauer. Und ganz wichtig: Vorbereitung. Zuerst im Kopf. Dann live.

Nicht immer, klar. Spontane Shots sind auch toll. Aber die, die zuvor in Deinem Kopf entstehen und für die Du Dir richtig Zeit nimmst, die können noch mal eine ganze Ecke besser werden. 

Frau in historischem Kleid

Geduld ist eine Tugend. 

Bla bla. Blubb. Tausend Mal gehört. Ommas Lehrsprüche kennen wir alle. Und belehren lässt sich ja niemand wirklich gern. Und doch ist manchmal ein Fünkchen Wahrheit dran.

Ich schaffe es nicht immer, geduldig zu sein. Viel zu oft noch schmeiße ich die Brocken hin und breche mein Vorhaben ab, wenn ich nicht zeitnah ein erstes, passables Ergebnis erhalte. Dann bin ich dank meiner Ungeduld frustriert und verliere die Lust. Doch gerade diese und mehr noch die gegenteiligen Situationen haben mir gezeigt, dass man sich in Geduld üben sollte. 

Denn da gibt es diese Tage, an denen läuft es besser und ich werde für meine Geduld belohnt. Als Dank schaue ich auf ein Foto, mit dem ich wirklich, wirklich zufrieden bin. Und was sicherlich auch Dir dann besser gefällt. 

Bildcomposing - Frau im Kochtopf

365 Tage fotografieren = 365 Möglichkeiten, Geduld zu üben?

Bei Weitem nicht! Ich könnte zwar behaupten, dass es genau so ist, aber ich bin nicht hier, um Dir was vor zu machen. Und vor allem will ich mir selbst nichts vor machen.

 365 Tage jeden Tag ein Foto machen ist eine besondere Herausforderung. Wenn Du einen Tagesjob hast und ein einigermaßen vernünftiges Sozialleben, dann bleibt oft einfach keine Zeit, täglich stundenlang nur mit der Kamera vor den Bienchen und Blümchen zu sitzen und sich in Geduld zu üben. Zumindest dann nicht, wenn man seine sozialen Kontakte nicht komplett aufgeben möchte.

Also brechen wir die 365 Möglichkeiten herunter und werden realistisch. Einen Tag in der Woche schaffst Du es mit Sicherheit, Dich voll und ganz auf das Fotografieren zu konzentrieren. (Und dazwischen lernst Du mit Deiner Kamera umzugehen, Deinen Blick zu schulen sowie Konsequenz und Durchhaltevermögen. Und stückchenweise entwickelst Du dabei auch Deinen ganz eigenen Stil.) 

Ich habe gar nicht den Anspruch, jedes Mal ein Knallerfoto abzuliefern. Davon habe ich mich schnell verabschiedet. Das wäre zwar schön, setzt mich aber selbst viel zu sehr unter Druck.

Ich möchte kontinuierlich besser werden. Und  der Lerneffekt ist auch ohne diesen übertriebenen Anspruch enorm. 

Aber wenn ich einige Tage hintereinander durch meine Ungeduld und unter Zeitmangel (oder aufgrund anderer, widriger Umstände) nur Schnellschüsse abliefere, schlägt mir das auf die Laune. Und ermahnt mich: so funktioniert es nicht. 

In der Ruhe liegt die Kraft.

Es ist wie mit fast allem. Wenn man sich Zeit nimmt, werden die Ergebnisse einfach besser. Bezogen auf’s Fotografieren bedeutet das, dass die Bilder bereits im Vorfeld besser durchdacht wurden, die Requisiten besser gewählt und die Locationwahl bedachter war oder aber das Set Up und die Lichtsituation mit mehr Detailtreue vorgenommen wurden. 

Bei der Street Fotografie zum Beispiel springen Dir die Motive nicht immer direkt vor die Kamera. Du musst auch mal stehen bleiben, die Umgebung und Menschen wirken lassen und abwarten. Dir Zeit geben und beobachten, wie sich die Szene um Dich herum verändert. Dann, mit etwas Glück, erhältst Du vielleicht ein Foto, welches Dich belohnt und immer wieder zufrieden lächeln lässt. 

Dieses Foto von dem Kind, welches sich einfach mal zur kleinen Pause auf den Asphalt gesetzt hat, ist so eines für mich. 

Kleines Kind sitzt auf Asphalt

Meditation mit der Kamera. 

Wenn ich es schaffe, meine Ungeduld zu zähmen, komme ich zur Ruhe. Fast schon ist Fotografie und auch die anschließende Bildbearbeitung ein wenig Meditation. Es gibt nur mich, meine Kamera*, das entstehende oder fertige Bild und mein MacBook Pro* … und sonst nichts. Die Gedanken schalten ab, Frust verblasst, Entspannung stellt sich ein. 

Und das macht mich glücklich. Wenn ich es denn zulasse. 

Wenn nicht, passiert mir auch schon mal so etwas hier: 

FahrradklingelGanz nett, aber die Perspektive hätte besser sein können, der Fokus besser sitzen können, usw.

Für Dich:

Kleine Übung für mehr Geduld 

Husche nicht sofort weiter, sondern fange jetzt an, geduldiger zu werden. Nimm Dir eine kleine Sekunde Zeit und beantworte die folgende Frage: ;-)

Kämpfst Du auch mit Deiner Ungeduld? Wann stand sie Dir mal besonders destruktiv im Weg?