Ich habe diesen Artikel „6 Wege, um besser fotografieren zu lernen“ getauft. Großer Titel für jemanden, der selbst noch mitten im Lernprozess ist, nicht wahr? Aber wisst ihr was? Man muss nicht perfekt sein, um anderen Ratschläge geben zu können. Denn während meines Weges bis hierhin habe ich so einiges ausprobiert und und hier und da festgestellt, was mich weiter bringt und was eben nicht! Und daran möchte ich euch heute teilhaben lassen. 

Die Sache mit dem Talent. 

Manche Menschen haben es von Haus aus einfach drauf. Denen gibst Du eine Kamera in die Hand (oder auch einen Stift oder eine Stricknadel oder Bastelzeug – sucht euch was aus, man kann es auf alles übertragen!) und die ersten Ergebnisse hauen einen so um, dass man dazu geneigt sein könnte, selbst die Brocken hinschmeißen zu wollen. Ich habe diesen Moment auch schon erlebt. Da fotografiert man seit gefühlten Ewigkeiten und müht sich ab, besser zu werden… und dann kommt da wer daher, der mit seinem ersten Foto (Bild, Schal, etc.) Dein Selbstvertrauen so dermaßen erschüttern kann, dass man für einen kurzen Moment glaubt, man hätte kein Talent. Ich kenne diese Selbstzweifel gut. Doch ist es wirklich so, dass man kein Talent hat und man sich verstecken muss, weil es jemand anders von Natur aus schon zu können scheint?

Völliger Quatsch, denn, und jetzt kommt das Gute: das Fotografieren und das Sehen kann man lernen. Natürlich gibt es einige wenige Menschen, die von Natur aus ein so irre gutes Auge und ein ganz natürliches Gespür für Ästethik, die richtige Perspektive und massig Ideen haben, dass einem schwindelig werden könnte. Aber lasst euch gesagt sein, dass sind die wenigstens. Das wichtigste ist, dass man richtig Bock hat, Fortschritte zu machen und an seinem Hobby dran zu bleiben.  Und um zu lernen gibt es verschiedene Wege, gerade in der Fotografie. 

Tag 70 | 365 Tage Fotos

Mein Foto Nr. 70 – gleichzeitig eines, aus dem Foto-Staffellauf mit Freunden (dazu weiter unten im Text mehr). Ich hatte Flammen und den Rhein (oder einen Fluss) zur Auswahl und entschied mich, die Flammen mit Blumen zu ergänzen.

Hier meine 6 Wege, um besser fotografieren zu lernen: 

Fotobücher: 

Man kann sich Fotobücher kaufen und sich zunächst einmal in die Grundlagen einlesen. Wer theoretisches Basiswissen braucht, der ist damit gut beraten. Auch ich habe es so versucht, in meinem Bücherregal stehen einige von diesen Bücher. Doch um ehrlich zu sein: ich habe keins der Bücher zu Ende gelesen. Nicht ein einziges bisher! Vielleicht kommt das noch. Wer weiß. Ich persönlich bin aber weniger der Theoretiker, ich lerne durch das Tun, durch Aktion. Trial & Error. So verstehe ich am besten, wie meine Kamera funktioniert, welche Einstellungen jetzt gut oder schlecht waren,  ich sehe die Ergebnisse direkt und wenn es nicht passt, dann mache ich das Bild eben noch einmal. Aber nicht nur Lern-Bücher sind eine gute Möglichkeit zu lernen, sondern auch Bildbände. Allein durch das Betrachten von Fotos wird man schon inspiriert… und man kann und sollte dann versuchen, es nachzumachen

Tutorials:

Man kann sich auch Tutorials auf Youtube ansehen. Mache ich öfter mal, wenn ich etwas bestimmtes im Sinn habe und nicht genau weiß, wie ich das anstelle. Tutorials sind meist kurz und knapp und rauben einem nicht so viel Zeit und man kann auf Stop drücken, ausprobieren, was einem gezeigt wurde, zurück spulen, es sich abspeichern und bei Bedarf nochmal ansehen. Die Videos von Ben Jaworskyi mag ich hier zum Beispiel sehr gerne oder auch die Videos von Paddy von Neunzehn72 bzw. die aus seiner Fotoschnack-Reihe. Hier hatte ich schon mal eines verlinkt, was mir bei meiner ersten Langzeitbelichtung am Tag echt geholfen hat. 

Doch was, wenn man gar nicht weiß, was man ausprobieren könnte, gar keine Idee hat, was man fotografieren könnte? Auch dazu gibt es einen Weg. Zu allererst einmal möchte ich euch den Zahn ziehen, dass man immer großartige Ideen haben muss, um besser fotografieren zu lernen. Brauch ihr nämlich nicht. Was aber nötig ist, ist anzufangen. Wie sagt man so schön: der Hunger kommt beim Essen. Und so ist es auch mit dem Fotografieren. 

Umgebung fotografieren und mit dem Blickwinkel spielen: 

Schnappt euch einfach die Kamera und fangt an, eure Umgebung zu fotografieren. Die Figürchen auf euren Sideboard, die Blumen auf der Fensterbank, die Fernbedienung, den tropfenden Wasserhahn. Fangt einfach an, geht herum und fotografiert, was ihr seht! Spielt mit der Perspektive und fotografiert von oben, von der Seite, von weit weg und ganz nah dran. Kniet euch auf den Boden, legt euch auf den Boden, bewegt euch einfach! Ihr werdet merken, dass ihr plötzlich überall kleine Motive entdeckt. Und schaut am besten öfter mal einfach direkt durch den Kamerasucher, wenn ihr nach Motiven Ausschau haltet. So habt ihr direkt einen Eindruck, wie das Foto werden könnte, wenn der Blickwinkel begrenzt ist. Fotografiert so viel wie möglich, es ist wirklich scheißegal, wenn dabei viel Müll heraus kommt – wir leben in einem digitalen Zeitalter, es kostet euch nicht mehr als einen Klick, um alles wieder zu löschen. ;-) 

Fotokurse: 

Besucht einen Fotokurs. Das muss nicht der teure Superduper-Kurs vom Meisterfotograf sein. Ein Kurs an der Volkshochschule tut es auch. Er kostet wirklich nicht viel und findet oft auch am Wochenende statt. Zu einem meiner letzten Geburtstage habe ich einen Makro-Fotokurs von meinem besten Freund geschenkt bekommen und was soll ich sagen: das war toll! Darüber hatte ich in diesem Artikel schon einmal ausführlicher etwas geschrieben. Man hat ja oft in der Öffentlichkeit ein wenig Hemmungen, sich mit seiner Kamera zu verbiegen oder auch mal auf den Boden zu legen. Doch das war hier völlig egal. Man ist mit einer Gruppe Menschen unterwegs, die alle komische Verrenkungen machen und in der Gruppe sieht es dann schon gar nicht mehr so blöd aus, wenn man sich mit der Kamera vor sein Blümchen ins Gras legt. Allein dafür war der Kurs schon super, denn er hat Hemmungen abgebaut! Zudem erhält man vorneweg theoretisches Grundwissen zu dem gewählten Bereich, gefolgt von einer Praxisphase, in der man anwendet, was man zuvor gezeigt bekommen hat und bespricht seine Ergebnisse am Schluss. Und man lernt nette Menschen mit dem gleichen Interesse kennen! Fotokurse sind top! 

Sich Ziele setzen: 

Wenn ihr die obrigen Schritte schon hinter euch habt, geht einen Schritt weiter: stellt euch kleine Aufgaben, setzt euch Ziele. Traut euch an Projekte heran, aber fangt klein an und überfordert euch nicht. Ich habe das z. B. mit einem 7 Tage Projekt getan. Die Aufgabe war einfach und ohne große Regeln: Eine Woche jeden Tag ein Foto in meiner Wohnung. Mehr Regeln gab es nicht. Ich wollte einfach mal wissen, wie es ist, jeden Tag zu fotografieren. Die Ergebnisse waren noch nicht so berauschend, aber das war völlig nebensächlich. Wer sich sein eigenes Urteil bilden möchte, findet alle Artikel zu meiner Mini-Fotoserie hier. 

Ihr könnt auch einen Fotowalk machen. Geht spazieren und nehmt euch vor: heute fotografiere ich nur rote Dinge. Oder nur Autos. Wichtig ist, dass ihr euch ein klares Ziel setzt und fotografiert, fotografiert, fotografiert. Damit übt ihr praktisch und ihr schult euer Auge. Ganz wichtig!!! 

Ihr könnt euch ein 52 Wochen Projekt beginnen. Ein Jahr lang jede Woche ein Foto. Das ist gut geeignet für Menschen, die nicht so viel Zeit für ein 365 Tage Projekt haben (was die Alternative zum 52 Wochen Projekt wäre), die aber dennoch eine feste Routine brauchen. Ich habe direkt mit dem 365 Tage Projekt gestartet, nachdem ich merkte, dass die Kamera und ich uns verliebt haben. Ich wollte täglich fotografieren und mein ständiger Begleiter war die Kamera ohnehin schon, also konnte ich sie auch täglich einmal einsetzen. Und Leute, ich lerne so viel! Über das Fotografieren, ich lerne anders zu sehen, ich finde meinen Stil (langsam, aber es zeichnet sich eine Richtung ab) und ich lerne über mich selbst! Unbezahlbar und kann ich wirklich jedem, der ernsthaft Bock auf das Fotografieren hat, nur empfehlen. 

So, das waren schon mal ein paar der Dinge, die ich bisher ausprobiert habe und die euch sicherlich auch helfen werden. Aber wisst ihr noch, wie ihr als Kinder gelernt habt? Genau, man hat mit seinen Freunden gespielt. Gemeinsam gebastelt, im Kindergarten gemalt, was weiß ich. Spielerisch lernt ihr also am besten, wenn ihr .. na? Kommt ihr drauf? Genau, wenn ihr spielt! Und damit kommen wir zu meinem liebsten und für heute letzten Tipp: 

Foto-Staffellauf: 

Wenn ihr Freunde habt, die ebenfalls gerne fotografieren, dann beginnt ein Spiel. So habe ich es mit erst 2 Freunden gestartet, inzwischen sind wir sogar schon zu dritt. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, jede Woche ein Foto mit 2 Elementen zu machen – jeweils mit einem Element aus den vorigen Fotos der Mitspieler, plus eines, was man sich neu dazu denkt. Der Vorteil liegt auf der Hand: zum einen hat man den Ansporn durch seine Mitspieler, dass man immer auch sein Foto macht und man ist neugierig, was der andere wohl für eine Idee haben wird und wie er sie umgesetzt hat. Man kann sich im Anschluss auch direkt darüber austauschen und lernt von den anderen. Zum anderen hat man zumindest schon immer ein Objekt, welches in seinem Foto vorkommen muss. Damit hat man schon eine halbe Idee an der Hand. Das hilft einem, die Kreativität ein wenig anzukurbeln, denn es fällt leichter, etwas zu ergänzen als wenn man noch gar nichts hat. Hier könnt ihr bei Facebook verfolgen, wie unsere Ergebnisse aussehen. Dort findet ihr unter Infos auch unsere Spielregeln. Diese müsst ihr so nicht übernehmen, ihr könnt euch natürlich auch eigene Regeln ausdenken und das Spiel an eure Bedürfnisse anpassen. 

Durch dieses Fotospiel treffen mein bester Freund und ich uns auch inzwischen öfter miteinander, um gemeinsam zu fotografieren. Und dass dieses Gemeinschaftsding eine gute Sache ist, hatte ich ja schon unter dem Punkt „Fotokurse“ angesprochen. 

Wenn ihr diesen oder jenen Weg wählt und euch mit eurer Kamera beschäftigt, dann werdet ihr mit der Zeit auch besser werden. Denn von Nichts kommt nichts und nur Übung macht Meister! ;-)

Habe ich etwas vergessen? Fallen euch noch andere Wege ein, um besser fotografieren zu lernen? Teilt eure Tipps doch über die Kommentare mit anderen und  helft ihnen damit.