Vor wenigen Tagen habe ich euch vorgeschwärmt, dass ich neuerdings sehr auf Farben stehe, Lust auf Buntes habe und frischen Wind um die Nase bräuchte. Das hat sich in der kurzen Zeit auch nicht geändert. Allerdings muss ich mich an dieser Stelle ein wenig korrigieren, bzw. präziser ausdrücken. Denn: nicht nur pink, türkis, blau oder rot, getupft oder gestreift ist bunt, nein, auch schwarz oder weiß oder beides ist in mitunter sehr bunt! Meiner Meinung nach! Ihr seid skeptisch? Ich erklär euch, was ich meine….
 
Wenn ihr die Straße lang geht, was seht ihr da? Genau, graue Gehwegplatten, graues Kopfsteinpflaster, noch mehr grauen Straßenbelag und vielleicht noch zwischendurch weiße schmutziggraue Hauswände oder höchstens noch rostrote Backsteingebäude. Die zwei-drei verwaisten grünen Sträucher oder Bäumchen, die man mitten in der Stadt des Weges noch zu sehen bekommt, gehen in all dem betongrau irgendwie unter und zählen daher nicht. Zusammengefasst kann ich sagen: auf dem Weg von A nach B bekomme ich oft nicht viel mehr zu sehen als – jawoll – grau.
 
Manchmal aber, da überrascht es mich. Prangt doch eine unerwartete Abwechslung auf der Straße oder an der Hauswand. Lässt mich innehalten und schenkt mir ein Lächeln. 
 
Irgendwo in Hamburg
 
Einige Menschen bezeichnen diese Kunstform als ‚Schmiereien‘,  nennen es Vandalismus und haben damit – wenn sie schon keinen Gartenzaun haben, über den sie sich mit dem Nachbarn streiten können – mal wieder ein Grund zum Meckern gefunden. Betrachtet man das obere Bild, dann könnte man ihnen fast zustimmen. Allerdings nur, wenn das Banner im Fenster nicht wäre. ;-)
 
Empört euch! – Rheinuferpromenade Düsseldorf
 
 
Andere hingegen empfinden eben genau diese „Schmiereien“ als Bereicherung des Straßenbildes. Bunt oder schwarz auf grau oder weiß,… Hauptsache, uns prangt ein tolles Motiv, vielleicht aber auch nur ein Wort, ein kurzer Spruch oder eine direkte Aufforderung entgegen. Etwas, was die Eintönigkeit der Betonlandschaft ein wenig auflockert und uns im besten Fall dazu bewegt, einen Bruchteil einer Minute stehen zu bleiben, interessiert auf die Mauer vor uns zu schauen und vielleicht gedanklich ein paar weitere Sekunden bis Minuten anschließend noch darüber nachzudenken, was der Verursacher/Künstler uns damit wohl sagen möchte. 
 
Ich rede von Graffiti, genau! Bunte Bilder, große Bilder, kleine Bilder, schwarzweiße Bilder, ganze Sprüche oder einzelne Worte oder Tags, von ‚frechen Gören‘ in Windeseile aus ihren Sprühdosen meist unerlaubterweise auf das Gestein gezaubert. 
 
Street-Chucks in Düsseldorf
 
fuckyousilence.com – Fichtenstraße Düsseldorf
 
Manchmal allerdings sorgt das coole Motiv für genau das gegenteilige Gefühl, lässt einen zwar innehalten, dann allerdings mit enttäuschter Miene einfach irritiert stehen. 
 
Friedensplätzchen Düsseldorf – Unterbilk
 
Dann nämlich, wenn von diesem Motiv einfach nichts mehr übrig geblieben ist als Eintönigkeit und Farblosigkeit. Über den Grund kann ich nur spekulieren. Ich vermute allerdings mal kühn, dass irgendein gartenzaunloser Miesepeter offenbar kein bunt im weitesten Sinne mag.
 
Was er stattdessen mag? Offenbar Efeu. Und sonst nichts! 
 
dieselbe Wand am Friedensplätzchen vor wenigen Tagen
 
Was haltet ihr von Graffitis? Vandalismus? Kunst? Seid ihr für oder gegen öffentliche Wandbemalung? Ich bin gespannt auf eure Meinung.