365 Tage Fotos. Heute: Social Sunday.
„Hallo, ich sah Dich hier rumlaufen und fotografieren und ich dachte, ich spreche Dich einfach mal an. Vielleicht hast Du Lust, zusammen ein bisschen zu fotografieren?“ So, oder so ähnlich, wurde ich heute auf meinem Fotospaziergang angesprochen. Das kommt auch nicht alle Tage vor. Im ersten Moment total perplex wollte ich schon sagen: „Geh weg, lass mich in Ruhe“. Doch aus irgendeinem Grund tat ich das nicht, sondern stellte mich vor. Und dann zogen gemeinsam weiter. Zwei sich völlig fremde Menschen, die gemeinsam mit der Kamera durch den Medienhafen wanderten. Kurze Wortwechsel, zwischendurch betretenes Schweigen, gefolgt von erneuten kurzen Gesprächen und dann wieder Schweigen. Nicht unangenehm, wenngleich es sich dennoch zwischendurch etwas seltsam anfühlte. Ich bin nicht wirklich gut in Small Talk und deshalb wundere ich mich immer noch, dass ich überhaupt zugestimmt habe, mit einem wildfremden Mann durch die Gegend zu ziehen. Im Normalfall hätte ich eher freundlich, aber sehr bestimmt abgelehnt. Doch irgendwas hat mich heute dazu bewogen, anders zu handeln. Zum Dank hatte ich einen wirklich netten Begleiter auf meinem Spaziergang und wurde zum Abschluss zum Kaffee eingeladen.
Die Fotoausbeute war allerdings nicht so berauschend, doch das ist fast schon nebensächlich. (Mein heutiges Foto entstand übrigens aus zwei verschieden belichteten und aus der Hand (!) geschossenen Bildern vom WDR Gebäude, nachträglich mit Photoshop zu einem HDR Pro zusammengefügt.)
Der Nachmittag wirkt auf alle Fälle nach. Während ich das schreibe komme ich nicht umhin darüber nachzudenken, warum wir Menschen in der Regel eigentlich so scheu sind. Zumindest auf mich trifft das zu. Ich wette, auf einen Großteil von euch auch. Dabei können Menschen so freundlich sein. Woran liegt es, dass wir zuerst in Abwehrhaltung gehen (wollen)? Ist das die deutsche Mentalität? Oder die der Düsseldorfer? Warum sind wir so verhalten? Haben wir einfach einen Stock im Arsch? Oder ist es die Angst vor dem Fremden? Dem Unbekannten? Vor peinlichen Momenten? Oder davor, dass der andere total blöd sein könnte und man ihn nicht mehr los wird? Ist es Eigenschutz, dass wir geneigt sind, erst einmal an „Flucht“ zu denken?
Ich bin jedenfalls froh, dass ich erneut entgegen meines gewohnten Verhaltens handelte (ihr erinnert euch sicher, dass ich das schon über meine Zusage zu der ultra spontanen Paris-Reise sagte) und wieder positiv überrascht wurde. Vielleicht bin ich nun auch beim nächsten Mal ein bisschen weniger scheu, sollte ich noch einmal in eine solche Situation kommen.
Wie hättet ihr reagiert? Seit ihr auch erstmal schüchtern und auf Rückzug eingestellt? Oder bin ich einfach nur komisch? Ich bin gespannt auf eure Meinung. ;-)
Es sind die Düsseldorfer! Da bin ich ziemlich sicher ;0)Fahr mal nach Hamburg oder nach Bayern, da ist das alles irgendwie ganz anders. Das kann ich Dir aus Erfahrung sagen. Ich hätte den vermutlich angeguckt und gesagt, och nö Danke, aber ich hab gleich noch was vor….
Schön, dass Du das anders gemacht hast. Der arme Kerl hat Dir nichts getan, wollte vielleicht noch was lernen und war happy, wie süss.
Ich versuche auch oft, wenn es mir auch nicht immer gelingt, anders zu sein. Bisher hatte ich nie ein schlechtes Gefühl anschliessend.
Und zu Deinem heutigen Bild, sehr schön!!!! Muss ich mir mal live angucken gehen.Überhaupt den Medienhafen mal…
Liebe Grüsse, Nina
Oh, wenn Du den Medienhafen noch nicht kennst, solltest Du schnell mal hin. ;-) Die Düsseldorfer sind zwar wirklich sehr, nun ja, nennen wir es mal vorsichtig steif. Meistens jedenfalls. Aber sie können auch ganz nett sein. :D Ich merke das oft, wenn ich z. B. in Köln bin. Da sind die Menschen schon viel offener. Ebenfalls meistens. ;-)
Ich versuche übrigens genau wie Du, öfter mal gegen diesen ersten Impuls zu handeln und bisher waren alle Erfahrungen wirklich immer ganz toll, die ich für mich mitnehmen konnte. Man sollte wohl öfter über seinen Schatten springen. Weh tut es jedenfalls nicht…
Liebe Grüße an Dich. Bille
Hallo Bille,
hm … ich kenne Rheinländer -dazu zählt ihr Düsseldorfer doch auch – eigentlich als sehr offene Menschen :)
Ich denke das ist, irgendwelche Statistiken werden das schon empirisch beweisen, an uns Deutschen.
Immer wenn wir im Ausland unterwegs sind( Nordfrankreich / Italien) habe ich den Eindruck, dass die Menschen dort viel freundlicher sind als hier Zuhause.
Extrem fällt mir das an Supermarktkassen auf .. mir graust immer davor nach dem Urlaub einkaufen zu gehen, und die griesgrämigen Gesichter hinter der Kasse zu sehen. Vielleicht liegt das aber an uns Badensern :-)
Grüße,
Martin
Hallo Martin,
Du hast Recht. Ich komme auch oft aus dem Ausland wieder und schwärme von der Freundlichkeit dort. Letztendlich können wir aber bei uns selbst anfangen, es ihnen gleich zu tun, um es hier auch etwas freundlicher zu gestalten.
Ich bin dabei. Du auch?
Hab einen schönen Tag, Bille.
Hallo Bille,
das ist es, was ich täglich versuche, Freundlichkeit mit ehrlicher Aufmerksamkeit zu verbinden.
Ich denke, Menschen merken sehr schnell, ob Freundlichkeit „von innen“ kommt, oder nur aufgesetzt als Worthülse daherkommt.
Ganz wichtig finde ich, ohne das nun in eine egomanische Schiene zu drücken, zu sich selbst freundlich ist. Dann ändert sich auch die eigene Körpersprache, und man kann dann auch das ausstrahlen, was man verbal ausdrücken möchte.
Viele Grüße,
Martin
Martin, ich gebe Dir absolut Recht! Und oft fängt Freundlichkeit nach außen eben bei einem selber im Inneren an… dann kommt der Rest von allein. ;-)