Du hast eine Entscheidung getroffen, bist Feuer und Flamme dafür. Und nun willst du es natürlich auch Gott und der Welt mitteilen. Schließlich hast Du lange genug mit Dir gerungen, ob Du wirklich das Richtige tun wirst. Und jetzt, wo Du Dich entschieden hast, muss es raus. Vielleicht willst Du auch nochmal Absolution von den Menschen, die Dir wichtig sind. Nur so. Weil’s gut tut!
Doch dann: Ernüchterung.
Von allen Seiten hageln Versuche auf dich ein, es Dir auszureden. Du musst dich rechtfertigen, begründen, argumentieren und als Ergebnis hast du vielleicht sogar die „anderen“ gar nicht überzeugt und merkst zusätzlich, wie der fiese Samen „Unsicherheit“ erneut in Dir gesät wurde. Geht mir oft so. Immer wieder. Nicht immer mit erneuter Unsicherheit, aber das Ding mit der Rechtfertigung und Erklärung begegnet mir immer wieder.
Zum Beispiel, als ich meine Entscheidung, fortan vegan zu Leben, öffentlich machte. Wieso? Aber Du magst doch Fleisch. Was willst Du denn dann noch essen? Du brauchst Fleisch für Deine Nährstoffe. Eiweiß. Eisen. Bille, ohne Fleisch geht es doch nicht.
Plötzlich machte sich jeder Gedanken darum, wo ich mein Eisen her bekomme und das ich „vom Fleisch fallen“ könnte (sic!). Lustig daran: diese Menschen machen sich nicht mal bei ihrer eigenen Ernährung darüber ´nen Kopf. Tat ich ja vorher auch nicht. Doch auf einmal fand ich mich ständig in Situationen wieder, in denen ich mich erklären musste. In Erklärungssituationen, die meine Entscheidung ins Wanken bringen sollten.
Entscheidungen treffen und sie doch wieder aufschieben kann weh tun.
Ein anderes Beispiel. Ich wollte den Job wechseln. Ich war noch nicht lange da, merkte aber schnell, es passt nicht. Auf keinen Fall. Mach doch erstmal das Jahr voll, sonst sieht das blöd auf dem Lebenslauf aus. Du kannst doch nicht schon wieder wechseln. Oder: Das Leben ist nun mal kein Ponyhof, Du wirst immer wieder Situationen haben, die blöd sind. Bille, Du musst härter werden, Du bist so super sensibel. Und in dieser Situation kam ich wirklich wieder ins Grübeln, revidierte meine Entscheidung. Für den Lebenslauf war es vielleicht gut, dass ich schlussendlich 2 Jahre aushielt. Für mich persönlich? Eine Katastrophe!!
Noch ein Beispiel? Ich habe ein Studium angefangen. Weil ich Werbung und Marketing besser verstehen wollte. Für meinen Blog. Auch, um evtl. damit in der Richtung beruflich weiter zu machen. Ich überlegte aber, es abzubrechen. Weil die Art des Studiums nicht so zu mir passt, ich nicht mit dem Eifer dabei war, wie es hätte sein müssen. Und ich lerne ja trotzdem, was ich wissen will. Freiwillig. Eigenständig. Ohne zeitlichen Druck. Und kostenlos. Zwar ohne dieses Zeugnis, was in Deutschland so viel mehr Wert ist, als Erfahrung. Aber dafür habe ich mehr Zeit, das Gelernte direkt praktisch anzuwenden, statt die Zeit mit theoretischen Prüfungen zu verbringen. Mein Umfeld? Nein Bille, zieh’s durch, Du hast es angefangen, jetzt mach’s auch zu Ende. Du hast so geile Noten, das kannst Du doch nicht machen?! Dann hast Du keinen Abschluss. Du kannst doch nicht einfach hinschmeißen. Und so weiter, und so fort.
Und plötzlich waren da doch wieder Zweifel.
Welche, die eigentlich gar nicht mehr da sein sollten. Gar nicht mehr da sein müssten. Denn ich hatte das alles schon durch und meine Entscheidung stand im Grunde meines Herzens bereits fest… nach allem Für und Wider hatte ich mich wirklich bereits entschieden. Dennoch zweifelte ich wieder an mir. Ich war unsicher, ob ich auch wirklich das Richtige tun würde. Doch wozu überhaupt?
Keine Frage, es ist gut, sich mit anderen auszutauschen, sich Rat zu holen. Vielleicht hat man manchmal wirklich etwas übersehen. An irgendetwas nicht gedacht. Oder man bekommt einen Tipp, an den man vorher gar nicht gedacht hat. Das kann wertvoll sein. Doch oft treffen wir eine Wahl, die unser Umfeld nicht nachvollziehen kann.
Dein Leben, Deine Wahl.
Und dennoch ist genau diese Wahl für uns persönlich gerade die einzig Richtige! Genau das, was unser Herz uns sagt. Und darauf sollten wir hören. Darauf solltest DU hören. Lass’ Dich nicht verunsichern, wenn Du eine Entscheidung getroffen hast, von der Du unumstößlich glaubst, dass sie jetzt sein muss. Vertraue auf Dein Herz und Deine Intuition und lass Dich nicht verunsichern. Niemand steckt in deiner Haut und nur Du kennst Deine Gefühlswelt zu 100%.
Ich hätte z.B. direkt zu Beginn wieder den Job wechseln sollen. Damit hätte ich mir eine furchtbare Zeit erspart. Schließlich fühlte ich von Anfang an, dass ich dort nicht glücklich werden würde. Und wie richtig dieses Gefühl doch war musste ich dann schmerzvoll feststellen. Mein Lebenslauf sieht zwar jetzt ein wenig besser aus, aber hat sich das gelohnt? Definitiv nicht, denn das steht nur auf dem Papier. Und Papier ist bekanntlich geduldig.
Mein Studium habe ich übrigens jetzt gekündigt. Ich habe wochenlang Hin- & Her überlegt und mich entschieden, dass es – auch wenn meine Noten bisher ausschließlich „sehr gut“ waren – nichts bringt, Geld dafür zu bezahlen, wenn ich nicht mal halbherzig dabei bin. Ich lerne all die Dinge, die ich lernen will, freiwillig. Auf eigene Faust. Gerade dann, wenn ich sie brauche. Und damit bin ich absolut glücklich. Und auch mit Feuereifer bei der Sache. Ganz anders, als bei dem Studium. Nach Außen wirkt es vielleicht so, als würde ich „aufgeben“. Doch damit hat das überhaupt nichts zu tun. Ich gebe nicht auf, ich lerne nur anders. Auf meine Art. Das können viele vielleicht nicht verstehen, aber das müssen sie auch gar nicht. Hauptsache Du verstehst, warum Du Dich so entschieden hast und stehst zu 100% dahinter.
Ich habe oft nicht auf mein Herz und meinen Bauch gehört und im Nachhinein mindestens genauso oft festgestellt, dass ich es viel früher hätte tun MÜSSEN. Über Umwege bin ich nämlich am Ende doch immer genau dort angelangt, wo ich schon viel früher hätte sein können, wenn ich meine Entscheidungen eher umgesetzt hätte, wie ich sie ursprünglich mal angedacht hatte. Warum also warten?
Wenn Dein Gefühl Dir sagt, es ist Zeit, dann tu es!
Lass Dich nicht aus dem Takt bringen, wenn Du der Meinung bist, dass die Zeit reif für eine Wahl ist. Trau Dich einfach, steh dazu!
Es ist Dein Leben und Du führst hier die Regie.
Du kennst Dich und Deine Bedürfnisse am allerbesten. Niemand anderes wird die Dinge so empfinden, wie Du es tust. Und deshalb wird es immer jemanden geben, der versuchen wird, Dir reinzureden. Nicht aus böser Absicht, sondern weil die Person es gut meint. Aber denke daran: jeder Mensch ist anders. Was für den einen richtig ist, kann für den anderen definitiv falsch sein.
Entscheidungen treffen ist manches Mal wirklich nicht einfach. Doch ich habe gelernt, dass meine Intuition mich bisher fast immer richtig geleitet hätte. Manchmal überlege ich, ob ich nicht einfach öfter mal die Klappe halte und die Menschen nur noch vor vollendete Tatsachen stelle. Dann werden sie mich zwar hin & wieder immer noch für bekloppt halten, aber dann ist bereits ein Haken hinter der Geschichte.
Wie sieht’s mit Dir aus? Holst Du Dir vorher Rat bei anderen? Oder gehst Du immer straight genau Deinen Weg und Unsicherheit ist ein Fremdwort für Dich?
✶✶✶
Ich hab mir genau aus dem Grund abgewöhnt, Entscheidungen, die mir wichtig sind, mitzuteilen. Wenn sie einem wirklich wichtig sind und man sie unbedingt durchziehen will, kommt IMMER jemand, der es besser weiß, umzustimmen versucht, die Entscheidung KLEIN macht.
Es passt jetzt nicht so 100%ig, aber irgendwo dann doch … der Spruch „das Geheimnis ist dein Sklave, wenn du es für dich behältst, dein Henker, wenn du es aussprichst“ … aber so ungefähr läuft es ja dann auch ;-)
Und ERST wenn meine Entscheidung, der neue „Weg“ etabliert ist, er „angelaufen“ ist, sich die ersten positiven Resultate eingestellt haben, dann erst mache ich es so langsam „publik“ ;-)
Liebe Birgit,
genau so sollte man es viel öfter machen. Ich werde das in Zukunft auch mehr versuchen. Gelingt mir noch nicht immer. Aber so ist der Plan. ;))))
Danke für das Zitat. Das muss ich mir merken. ;-)