Ich habe einen Entschluss gefasst. Eigentlich schon vor längerer Zeit, doch bisher habe ich mich immer wieder hinreißen lassen, aufzuschieben, was unausweichlich ist. Ich geh’s jetzt an. Meinen Plan von der großen Befreiung

Vom Überfluss. 

 

Ich fühle mich erdrückt.

Erdrückt, von meiner Wohnung. Von all den vielen Sachen, die um mich herum stehen. Von den ganzen Figürchen und gelesenen Büchern, die sich auf den Regalen türmen. Von den vielen Dosen, Boxen und Schälchen, in denen sich gefühlte 1.000 unnütze Dinge sammeln. Diese 1.000 Dinge, eine Wohnung nach kurzer Zeit immer und immer wieder wie ein Schlachtfeld aussehen lassen. 

Von all den ganzen Tellern und Töpfen und Tuperdosen in meinem Schrank, den Kaffeetässchen samt Untertellern, die ich nie benutze, von dem Waffeleisen, der Brotmaschine, der alten Mülltonne, die eigentlich nur noch als Plastiktüten-Auffangbecken dient. 

Ich fühle mich erschlagen,

…wenn ich mein Bad betrete. Von all den Kosmetikdingen, von denen ich inzwischen ohnehin nur noch maximal 10 Dinge im Alltag wirklich brauche. Und dabei habe ich schon ausgemistet. Vor einiger Zeit. In einen Karton, weil ich mich noch nicht endgültig trennen konnte. Die übrigen Dinge stehen vorsorglich noch an ihrem Platz, ich könnte sie ja noch mal brauchen könnte. Irgendwann. Zu einem Zeitpunkt, der bisher nie eingetreten ist. Und wahrscheinlich nie eintreten wird. 

Ich ringe nach Atem,

…wenn ich nach einer anstrengenden Arbeitswoche im Chaos versinke und eigentlich geplant hatte, mal wieder aufzuräumen. Wo fang ich bloß an? Vor dem Aufräumen muss ich stets aufräumen, damit ich mir einen Weg bahnen kann. Paradox? Absolut!! 

Ich will das alles nicht mehr. Und ich bin wirklich kein Messi. Nur ein ganz normales Mädel mit all dem kack Kram, den jede/r andere auch hat. Überfluss – wohin das Auge reicht. Wer braucht all die Dinge? Dinge, die ich angehäuft habe, weil ich dachte, sie machen mich glücklich. Für einen kurzen Moment, der die Erwähnung gar nicht wert ist. 

Doch bald nicht mehr.

Ich will atmen können, los lassen, weniger besitzen von dem, was ich eh nie genutzt habe, sondern immer nur haben wollte, um es zu haben, oder weil ich dachte, ich könnte es brauchen. Irgendwann. Zu einer Zeit, die bisher nie kam. 

Wie sehr mich all dieser materielle Überfluss, ach was sag ich, Unsinn (!!) lähmt, merke ich jetzt gerade, wo ich anfing, mich zu trennen. Aus dem Kleiderschrank wurden viele, viele Sachen, die ich nie trug, in einen Karton geworfen. Und plötzlich kam der Trieb wieder. Haben. Haben. Brauchen. Ich brauch den Rock vielleicht irgendwann noch einmal. Für eine Feier. Ein Vorstellungsgespräch. Eine Hochzeit. Den Sommer.

„What the fuck!?“

Und ich schimpfe mit mir selbst, denn wann zur Hölle habe ich diesen beschissenen Rock denn jemals getragen? 1-2 mal? Vor 3-4 Jahren? Also schmeiße ich ihn wieder in den Karton, wende mich schnell anderen Dingen zu, denn hier bin ich überfordert. 

Ach ja, der Teppich kann auch weg. Steht seit Ewigkeiten eingerollt an der Tür und wartet auf ein neues Leben in ausgebreiteter Freiheit. Wie groß ist er denn nur? Kann man sicher noch verkaufen. Für meine Reisekasse. Doch wo? Während ich überlege, messe ich aus, mache ein Foto, stelle es bei Nett-Werk auf Facebook ein. Als nächstes die IKEA Vorhänge. Schwarz. Einfach. Zum Raffen. Ausgepackt, doch ungenutzt. Oh Gott, wie groß sind die denn? Oder die Bettwäsche? 

Ich bin nach kurzer Zeit so restlos überfordert, weiß einfach nicht, wo ich anfangen soll, wie ich meinen Plan von der Befreiung umsetzen soll. Ich atme tief durch und setze mich. Schreibe diese Zeilen. Und weiß: ich muss in kleinen Schritten beginnen. Schritt für Schritt.

Und nie war der Satz „Der Weg ist das Ziel“ wahrer für mich. 

Atemlose Grüße,

Bille

P.S.: Falls Du schwarze Ikea-Vorhänge brauchst: einfach melden. Meine Reisekasse würde sich freuen. ;)

P.P.S.: Wann hast Du Dich das letzte Mal getrennt von unnützem Kram? Und wie bist Du dabei vor gegangen? Falls Du einen ultimativen Tipp hast, verrate ihn mir. Schreib’s mir als Kommentar.