Wir leben in einer Welt, in der man ständig funktionieren muss und sich keine Pause mehr gönnt. Und am besten ist man dabei das Multi-Tasking-Monster schlechthin. Alles auf einmal und simultan und in Perfektion. Bloß nie mal ne Pause machen. Unsere Ansprüche an uns selbst sind so immens hoch, dass wir sie oft selbst nicht mehr ohne Leiter erreichen können. Ich habe keine Ahnung, warum wir uns den ganzen Druck an tun. Ehrlich nicht. 

Aber ich bin ja selbst nicht besser. Ich setze mich dauernd unter Druck. Zum Beispiel, als ich letzte Woche im Krankenhaus lag. Im Gepäck? Meine Schlafklamotten, Zahnbürste und …. meine Kamera! Um jeden Tag mein Foto des Tages für mein 365er Projekt machen zu können. Ich wollte es echt weiter machen. Aufhören? Pausieren? Vergiss es. Auf keinen Fall! Ich lass mich doch von so einer blöden OP nicht von meinen Fotos abhalten. Das war mein Mindest-Anspruch an mich selbst. 

Ich hab’s echt versucht. Nach einer Kiefer-Umstellungsoperation und mit Schläuchen im Mund und noch völlig benebelt von der Narkose und Schmerzmitteln habe ich 2 Tage wirklich unterdurchschnittliche Fotos hochgeladen, nur um mein Projekt nicht zu pausieren (schau hier und hier). 

Das Ergebnis? Ich habe mich nicht nur körperlich schlecht gefühlt, denn so eine OP, die schlaucht ganz schön. Nein, auch mental hat mich dies nun zusätzlich belastet. Ich habe mit mir gehadert, weil ich die Fotos einfach nur scheiße fand. Und weil ich mir zunächst nicht erlauben wollte, das Projekt zu pausieren – für mich glich das einem zeitweisen aufgeben. Ich habe damit angefangen, um kontinuierlich jeden Tag ein Foto zu machen damit ich mich weiter entwickle. 

Doch diese kraftlosen Fotos aus dem Krankenbett waren für mich letztendlich genau das Gegenteil. Ein Rückschritt. Es waren Alibi-Fotos. Mein ursprünglicher Gedanke, dass ich bei einer Pause mein Projekt nicht 100% durchgezogen hätte, wurde schnell beiseite gedrängt durch die Tatsache, dass ich es mir durch kack Fotos versauen würde. 

Als ich mich nach innerlichem Kampf dann doch entschieden hatte, eine Zwangspause einzulegen, fiel mir ein Stein vom Herzen. Es war, als hätte mir jemand eine zentnerschwere Last von der Brust genommen und als konnte ich endlich wieder atmen. Nun konnte ich mir endlich die Ruhe zu gönnen, die ich brauchte, um mich zu erholen. Plötzlich war einfach nur daliegen und wieder gesund zu werden das einzige, was zählte und und ich hatte nicht ständig diesen Gedanken an das nächste Foto im Kopf. Diese Entscheidung war die einzig Richtige! Der Druck war weg. 

Was ich damit sagen will: 

Schraub’ Deine Ansprüche doch einfach mal wieder runter! Hör auf Dich selbst ständig unter Druck zu setzen!

Lass auch mal zu, dass es gerade nicht so läuft, wie es sollte und finde Dich damit ab. Denn zeitweise zu stoppen, weil Du körperlich oder mental einfach mal ne Pause brauchst, hey, das ist völlig legitim. Die Welt wird deswegen nicht aufhören, sich zu drehen. Glaub mir, sie wird sich trotzdem weiter drehen.

Und wenn Du soweit bist, dann legst Du einfach wieder los. Ich werde ab heute weiter für mein 365er Projekt fotografieren. Inzwischen fühle ich mich so weit wieder wohl, dass es weiter gehen kann. Und damit geht es mir total gut. Die fehlenden Tage hänge am Ende des Projektes einfach hinten dran. It’s that simple. 

(Ich habe zwar trotzdem jeden Tag ein Foto gemacht – allerdings waren dies keine, die zu meinem 365 Tage Projekt gehörten, sondern eher Heilungs-Dokumentations-Fotos.)

Hast Du auch ständig zu hohe Ansprüche an Dich selbst? Was tust Du, wenn der Druck zu groß wird?